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Dennis Neuschaefer-Rube
Stilled Films
12. Juni bis 24. Juli, 2010

Eröffnung
Freitag, 11. Juni, 19-22Uhr

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In seinen Arbeiten "Stilled Films" beschäftigt sich Dennis Neuschaefer-Rube mit unterschiedlichen Darstellungs- und Wahrnehmungsformen der Medien Film und Fotografie. Dabei interessiert ihn besonders die technischen Möglichkeiten und Grenzen der Medien auszuloten und diese zu erweitern oder zu durchbrechen.
Bekanntlich setzt sich ein Film aus vielen Einzelbildern zusammen, die in schneller Abfolge abgespielt werden, um so die Illusion von Bewegung und Kontinuität zu erzeugen. Diese Einzelbilder oder ‚Stills’ nutzt Neuschaefer-Rube als Ausgangsmaterial für seine fotografischen Arbeiten.
So reiht er beispielsweise Miniaturstills von einem Stanley Kubrik Film so an- und untereinander, dass am Ende ein neues Bild entsteht. Die Stills sind zwar als solche identifizierbar, jedoch zu klein, als dass mit blossem Auge erkennbar wäre, was genau auf ihnen abgebildet ist.
Aus der Entfernung betrachtet erscheinen die Bilder fast gänzlich abstrakt. Wie Strickmaschen aneinandergereiht, bilden die Stills ein streifiges Muster. Sie sind wie Chiffren, die den Film abbilden und gleichzeitig übersetzen. Die Gleichzeitigkeit mit der jedes Still und jede Szene präsent ist, führt jedoch dazu, dass der Film seiner Illusion beraubt und ‚unleserlich’ wird.
Diese Idee führt Neuschaefer-Rube in der Arbeit ‚Homo Faber’ noch weiter. Auch hier reiht der Fotograf Miniaturstills in Reihen hintereinander, allerdings dieses mal tatsächlich in Form eines Buches. Der Film ‚Homo Faber’ von Volker Schlöndorff, der auf der berühmten Geschichte von Max Frisch basiert, findet also seinen Weg zurück in Buchform. Die Geschichte ist zwar noch im Buch enthalten, allerdings sind die Stills zu kryptischen Buchstaben geworden - zu Zeichen, die nichts mehr bedeuten, da ihnen der Zusammenhalt abhanden gekommen ist.
In einer weiteren Serie beschäftigt sich Dennis Neuschaefer-Rube mit der Zeitdimension von Film. Mit seiner Grossformatkamera hat er Filme in einzelnen Langzeitaufnahmen aufgenommen, also die Blende für die gesamte Dauer eines Films offen gelassen. Durch die Langzeitbelichtung ergeben sich Bildüberlagerungen, die sich mal in abstrakten Farbwolken niederschlagen und mal den Blick auf repräsentativ anmutende Szenen freigeben. Alchemie scheint hier irgendwie mit im Spiel zu sein. Man sieht einen Vorgang abgebildet, der zwar wissenschaftlich erklärbar ist, aber letztlich mysteriös bleibt.
Die Tatsache, dass man Filme zeitlich und räumlich anders denken kann, wird auch in Neuschaefer-Rubes Arbeit ‚Weekend’ deutlich. Hier folgt der Fotograf in einer Langzeiteinstellung der Filmkamera, wie sie sich entlang einer Strasse bewegt um schliesslich einen Unfall abzubilden. Es handelt sich um eine Schlüsselsequenz aus Jean-Luc Godards berühmten Film. Das Bild dieser Szene ist 15cm hoch und insgesamt 10Meter lang. Die Gleichzeitigkeit der filmischen Sequenz hinterfragt auch hier wieder unsere Wahrnehmung. Sehen oder lesen wir das Bild? Augenscheinlich ist die Szene zu lang, als dass man sie mit einem Blick erfassen könnte. Man muss ihr folgen, auch räumlich. Die Illusion der filmischen Abfolge wird erst negiert und dann in Form eines Panoramabildes wieder eingeführt.

Text: Petra Karadimas